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Buchrezensionen

„Die Honigbiene“

Rezension zu „Die Honigbiene – Vom Bienenstaat zur Imkerei“ von Armin Spürgin

Weisel? Beute? Hochzeitsflug? Honigmagen? – Schon diese wenigen Fachbegriffe zeigen, dass es sich bei Bienenhaltung und Imkerei um höchst komplexe und wissenschaftliche Themen handelt. Dies sollte aber nicht davor abschrecken, sich mit den faszinierenden Insekten zu beschäftigen: Wer sich auf die Materie einlässt, wird staunen, wie gut der Bienenstaat organisiert ist, wie raffiniert die Insekten miteinander kommunizieren und wie viele Millionen Blüten ein Volk pro Tag bestäubt. Einen spannenden und einfachen Einstieg in die Welt der Bienen und der Imkerei liefert Armin Spürgin mit seinem Buch „Die Honigbiene – vom Bienenstaat zur Imkerei“. Darin stellt er in einem sachlichen, aber leicht verständlichen Stil die Bedeutung der Bienen für die Bestäubung, die Biologie der Insekten und einen Einblick in die Aufgaben eines/r Imker*in vor. Damit legt der Autor eine perfekte Grundlage für eine weitere Beschäftigung mit dem Thema.

Inhalt und Aufbau

Bedeutung der Biene für Mensch und Natur

Wann haben Menschen eigentlich begonnen, Imkerei zu betreiben und Bienen selbst zu halten? Dieser Frage geht Spürgin zu Beginn seines Buches nach. Leser*innen erfahren hier Spannendes über die ursprüngliche Beziehung zwischen Menschen und Bienen. So werden beispielsweise Höhlenzeichnungen aus der Steinzeit vorgestellt, die nahelegen, dass Menschen schon vor 12000 Jahren Produkte der Bienen sammelten. Außerdem beschreibt der Autor nachvollziehbar die Überlegungen hinter den ersten künstlich gehaltenen Bienenvölkern sowie den damaligen Umgang mit den Tieren. Eingegangen wird auf als Zeidler bezeichnete Waldimker, und die Entwicklung der Beuten, also der Bienenkästen.

Nach diesem fesselnden geschichtlichen Überblick stellt Spürgin die Unterschiede zwischen vergangener und heutiger Imkerei vor und geht auf die bedeutende Rolle der Bienen für die Natur ein. Blühende Nutzpflanzen wie Birnen- oder Apfelbäume tragen nur ausreichend gute Früchte, wenn sie zuvor von Bienen bestäubt wurden. Auch Pflanzen, die eigentlich Selbstbestäuber sind, beispielsweise die Erdbeere, zeigen deutlich bessere Erträge, wenn Bienen ihnen einen Besuch abgestattet haben. Dass dies nicht nur für Kultur-, sondern auch Wildpflanzen gilt, erläutert der Autor ebenfalls ausführlich im nächsten Unterkapitel. Zudem geht er auf verschiedene Tierarten ein, die von den Bienen profitieren, wobei es sich teils um geschützte Insekten und Säugetiere handelt. Insofern legt Spürgin den Fokus auf die natürliche Bedeutung der Bienen für den Naturhaushalt.

Königin, Staat & Co – Biologie der Bienen

Die Leser*innen erhalten umfangreiche Informationen zur Biologie der Honigbiene

Den nächsten Schwerpunkt des Buches bildet der Abschnitt über die Biologie der Bienen. Zunächst bringt der Autor Licht in die recht komplexe Materie der Verwandtschaft und Gattung der Bienen. Leser*innen erfahren hier Interessantes über die Ordnung der Hautflügler und andere Stechimmen wie Ameisen und Wespen. Anschließend erfolgt ein Überblick über wichtige Grundlagen der Westlichen Honigbiene (Apis mellifera).

Außerdem findet sich eine ausführliche Beschreibung des Körperbaus der Bienen. Mit vielen Grafiken und Tabellen stellt der Autor Sinnesorgane, innere Organe und Flügel anschaulich vor. Auch dem Bienenstaat widmet er ein Unterkapitel: Wie weiß die einzelne Biene, was sie genau zu tun hat? Welche Bedeutung kommt eigentlich der Königin zu? Und wie entwickeln sich junge Bienen? Auf leicht verständliche Weise gibt Spürgin Antworten auf diese Fragen und stellt die Grundlagen des sozialen Zusammenlebens der Insekten vor.

Wer sich für die Kommunikation der Bienen interessiert, wird im folgenden Unterkapitel fündig werden. Hier werden Rund- und Schwänzeltanz vorgestellt und die Verständigung zwischen den einzelnen Tieren wird erklärt. Wie Honig entsteht, stellt der Autor im nächsten Abschnitt dar und erläutert ausführlich das Schwarmverhalten der Insekten. Einen kurzen Teil widmet er auch dem Thema „Bienenkrankheiten“, wobei er im Sinne einer übersichtlichen Einführung auf detaillierte Informationen zu Symptomen und Gegenmaßnahmen verzichtet hat.

Einblick in die Imkerei

Alle Leser*innen, die nach dieser spannenden Einführung in die Welt der Bienen Lust bekommen haben, diesen Tieren noch näher zu kommen, finden einen abschließenden Abschnitt über die Grundlagen der Imkerei. Dieser dient als erste Orientierungshilfe, ob die Haltung von Bienen persönlich vorstellbar und umsetzbar wäre. Es handelt sich hierbei nicht um einen ausführlichen und schrittweisen Ratgeber der Imkerei. Stattdessen lernen Interessierte erste wichtige Aspekte wie Zeit- und Kostenaufwand, Voraussetzungen und Beutenformen kennen.

Zunächst stellt der Autor klar, dass die Bienenhaltung Zeit, Begeisterung, Ausdauer und Bereitschaft, auch theoretisches Wissen zu erwerben, erfordert. Anschließend zeichnet er Überlegungen bei der Auswahl des geeigneten Standortes nach und listet in einer übersichtlichen Tabelle geeignete Bienenweidepflanzen auf. Zudem finden Imker-Neulinge Tipps zur kostengünstigen Beschaffung des notwendigen Materials und eines eigenen Schwarms.

Eine Beispiel-Kostenrechnung hilft bei der Abschätzung, ob die Bienenhaltung finanziell umsetzbar ist. Zudem wird auf die Problematik eingegangen, dass beispielsweise bei Beutenformen die Meinungen verschiedener Imker*innen teils stark auseinandergehen. Daher liefert Spürgin im Folgenden eine Anleitung für den Bau einer möglichen Beute zum Nachmachen. Auch weiteres Zubehör wird vorgestellt und die Aus- und Weiterbildung thematisiert.

Es folgt ein informativer Abschnitt über den richtigen Umgang mit Bienen, vom fachgerechten Öffnen der Beute bis zum sicheren Entfernen des Stachels bei einem Bienenstich. Außerdem gibt der Autor einen Überblick über die Arbeiten von Imker*innen im Verlauf des Bienenjahrs. Hier finden sich Informationen zu Nahrung, Überwinterung und Fortpflanzung.

Mit zahlreichen Fotografien und Tabellen liefert Spürgin Wissenswertes zur Imkerei

Was sonst noch gut zu wissen ist

Selbstverständlich darf beim Imkern auch die Gewinnung von Honig nicht fehlen: Zu diesem Thema werden ebenfalls anschauliche Anleitungen geliefert. Welche Eigenschaften sollte guter Honig aufweisen? Wie gehe ich richtig damit um? Auch die Verarbeitung von Wachs wird kurz erläutert. Darüber hinaus laden einige Rezepte zum Nachmachen ein.

Weil auch gesetzliche Regelungen eine Rolle bei der Bienenhaltung“ spielen, erfolgt ein kurzer Überblick über die rechtlichen Grundlagen der Imkerei. Einsteiger*innen werden sich zudem über die Angabe weiterführender Literatur freuen. Darüber hinaus ist eine informative „Imkerlatein“-Übersicht mit einfachen Worterklärungen zu finden. So können Fachbegriffe schnell nachgeschlagen und gelernt werden.

Auch das „Imkerlatein“-Register macht dieses Buch ideal zum Nachschlagen

Gestaltung und Gliederung

„Die Honigbiene“ ist als Taschenbuch mit handlichem Format erschienen. Dies macht das Werk angenehm zu lesen und optimal zum Mitnehmen und schnellen Nachschlagen. Zu Beginn können sich Leser*innen mithilfe eines einseitigen Inhaltsverzeichnisses gut orientieren. Während des Lesens ist links oben zudem immer der Name des jeweiligen Kapitels zu sehen, was ein einfaches Zurechtfinden ermöglicht. Ein umfangreiches Register am Ende des Buches hilft dabei, nach einzelnen Schlagwörtern zu suchen. Außerdem sorgt die Hervorhebung von Überschriften und Unterüberschriften für einen guten Überblick.

Die Farbfotos geben konkrete Einblicke in die Arbeiten von Imker*innen

Die vorliegende 6. Auflage des Werkes zeichnet sich durch eine ansprechende, aber klare Gestaltung aus. Zahlreiche qualitative Farbfotos verdeutlichen und illustrieren das im Text Beschriebene. Darüber hinaus sind viele Grafiken und Zeichnungen eingebunden, mithilfe derer komplexe Sachverhalte leicht verständlich werden. Beispielsweise finden sich beschriftete Grafiken zu Körperbau und inneren Organen, Aufbau eines Bienenstocks und Schwänzeltanz. Zahlen und Fakten sind zudem in strukturierten Tabellen zusammengetragen.

Fazit

Abschließend kann ich festhalten, dass mich das Werk „Die Honigbiene“ durch die hochwertigen wissenschaftlichen Informationen, aber vor allem durch den leicht verständlichen Stil überzeugt hat. Bienenfreund*innen oder Menschen, die einen Einblick in die Welt dieser faszinierenden Insekten bekommen möchten, werden mit Freude den allgemeinen Teil lesen. Die ansprechende Gestaltung mit vielen Farbfotos und Grafiken macht das Lesen zu einem besonderen Erlebnis. Gleichzeitig ermöglicht die klare Struktur ein einfaches Zurechtfinden. Geeignet ist dieses Buch sicherlich vor allem auch für Personen, die gerne mit der Imkerei beginnen möchten, aber zunächst Grundlagenwissen benötigen: Verständlich und übersichtlich werden hier wichtige Überlegungen und Voraussetzungen vorgestellt!