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Buchrezensionen

„Das Bienenbuch – Bienen verstehen, schützen und halten“

Rezension zu „Das Bienenbuch – Bienen verstehen, schützen und halten“ von Fergus Chadwick, Steve Alton, Emma Sarah Tennant, Bill Fitzmaurice und Judy Earl

Wer hätte gedacht, dass die Bestäubung durch Bienen einem jährlichen Wert von 150 Milliarden Euro pro Jahr entspricht? Oder dass die ersten Hautflügler schon vor 270 Millionen Jahren entstanden sind? Oder dass Honig schon seit über 8000 Jahren von Menschen genutzt wird? Die Welt der Bienen ist zweifellos eine faszinierende. Mit ihrer besonderen Art des Zusammenlebens, der Aufgabe der natürlichen Bestäubung und dem Bau von Waben begeistern die summenden Insekten immer wieder aufs Neue. „Das Bienenbuch“ versammelt alle wichtigen Themen rund um Biologie, Bienenschutz, Imkern und Gewinnung von Honig und Wachs. Mit seiner abwechslungsreichen und wunderschönen Gestaltung lädt das Buch zum Durchblättern und Staunen ein.

Inhalt und Aufbau

Das aufregende Leben der Bienen

Mit ansprechenden Illustrationen und kurzen Texten informiert das Buch über Wissenswertes zu den Bienen der Welt

In ihren ersten zwei großen Abschnitten „Wunderwelt der Bienen“ und „Bienen anlocken“ geben die Autor*innen Einblicke in die Biologie und natürlichen Bedürfnisse der Insekten. Zunächst stellen sie den heutigen Körperbau sowie die Evolution der Bienen anschaulich und reich bebildert dar. Grundlagen wie die Bestäubung und die Verbreitung unterschiedlichster Bienen werden ebenfalls geklärt. Dass der Fokus nicht nur auf der Honigbiene liegt, zeigen die Seiten über Solitärbienen und Hummeln. Besonders spannend fand ich persönlich die wunderbaren Grafiken zum Flügelschlag der Hummeln. Eindrucksvoll wird hier gezeigt, wie die Natur die auf den ersten Blick recht plump wirkenden Insekten mit optimalen Flügeln ausgestattet hat.

Im Anschluss vertiefen sich die Autor*innen in die Biologie der Westlichen Honigbiene. Was bedeutet eusoziales Zusammenleben? Wie sehen die Chromosomen der Bienen aus? Was unterscheidet Drohne, Arbeiterin und Königin voneinander? Diese und zahlreiche weitere Aspekte werden den Leser*innen mithilfe von Grafiken, Fotos, Zahlen und Informationstexten nähergebracht. Auch, wer schon Erfahrung mit Bienen oder Imkern hat, wird in dem umfassenden Spektrum an Informationen Neues finden oder sich zumindest über die Art der Aufbereitung freuen. Anfänger*innen kommen aber ebenfalls auf ihre Kosten und lernen beim Durchblättern wie nebenbei die Grundlagen der Bienenwelt kennen.

Kein Thema wurde hier vergessen: Zu finden sind Seiten über die Effizienz im Bienenstaat, die Entwicklung der Larven, Wärmeregulation, Wabenbau, Kommunikation, chemische Reaktionen und über viele weitere Aspekte. Auch den zunehmenden Rückgang der Bienen sprechen die Autor*innen an und geben einen Überblick über mögliche Gründe wie Pestizide, Monokulturen, genetische Überzüchtung und so weiter. Der Fokus dieses Buches liegt aber eindeutig nicht nur auf Information, sondern auch auf Anregungen, um selbst aktiv zu werden. Bienennahrung pflanzen, Lebensräume schaffen, selbst Bienen halten und sich für den Umweltschutz engagieren schneiden die Autor*innen als Gegenmaßnahmen an.

Bienenfreundlicher Garten

Wer seinen Garten bienenfreundlicher gestalten möchte, findet hier praktische Tipps

Ihre Mission, Leser*innen zum Mithelfen aufzufordern, führen die Autor*innen im nächsten Kapitel weiter. Hier stellen sie zunächst die biologischen Grundlagen der Bestäubung und die Beziehung zwischen Biene und Blume vor. Außerdem gehen sie auf die Sinnesleistungen der Bienen ein und erläutern, wie die Insekten Duftstoffe, Farben und elektrische Felder wahrnehmen können. Dies hilft, zu verstehen, wie sich Bienen zurechtfinden und welche natürlichen Bedürfnisse sie haben.

Im Folgenden führen die Autor*innen in die Anforderungen an einen bienenfreundlichen Garten ein. Über welche Pflanzen freuen sich die Insekten? Wie sollte die Blütenform gewählt werden? Wie lege ich ein bienenfreundliches Beet an? Zahlreiche Anleitungen und Praxistipps laden dazu ein, sofort mit dem eigenen Projekt zu beginnen: Beim Bau eines eigenen Bienenhotels oder beim Anpflanzen besonders geeigneter Blühpflanzen helfen Groß und Klein gerne mit. So wird Naturschutz zu einem einzigartigen Erlebnis für alle Bienenfreund*innen.

Grundlagen des Imkerns

Einen weiteren thematischen Schwerpunkt von „Das Bienenbuch“ bildet das Halten eigener Bienen. Der Kapitelname „Einstieg in die Imkerei“ verrät schon den Anspruch: Interessierte sollen durch das Lesen erste Einblicke und eine Orientierung über die Aufgaben und Anforderungen an Imker*innen erhalten. So finden sich zahlreiche Praxistipps und Fotoanleitungen für grundlegende Tätigkeiten. Außerdem erleichtern hilfreiche Hinweise über den Beginn des neuen Hobbys den Einstieg: Wo finde ich als Anfänger*in geeignete Kurse? Wie viel Zeit und Geld kostet die Haltung eigener Bienen? Welche rechtlichen Grundlagen muss ich beachten? Diese Fragen werden leicht verständlich erklärt.

Danach vermitteln die Autor*innen Basiswissen über den Aufbau einer Beute, über den geeigneten Standort und die Ausrüstung eines/r Imker*in. Das übersichtliche Foto mit allen wichtigen Gegenständen, die angehende Imker*innen brauchen, hat mir besonders gut gefallen. Interessant anzuschauen und sehr übersichtlich bietet es einen guten Überblick über die notwendigen Werkzeuge und Materialien. Natürlich stellt sich auch die Frage, wie das erste Bienenvolk erworben werden soll. Auch diese klären die Autor*innen nachvollziehbar und geben Einblicke in den ersten Umgang mit den Insekten.

Das „Bienenbuch“ liefert erste Einblicke in die Imkerei, hier zum Beispiel in die Standortwahl

Ausführliche Fotoanleitungen helfen Anfänger*innen beim Öffnen der Beute, beim Kontrollieren des Bienenstocks und beim Umgang mit Schädlingen. Ebenso werden die Grundlagen des Einfangens von Schwärmen, der Vereinigung von Völkern und weiteren Arbeiten vorgestellt. Es handelt sich hierbei zwar nicht um einen umfangreichen Ratgeber für Neulinge der Imkerei, aber wesentliche Informationen sind auf jeden Fall enthalten. So bekommen Interessierte vor allem eine Hilfestellung bei der Orientierung, ob die Haltung von Bienen für sie vorstellbar wäre.

Honig und Wachs

Nicht nur Kinder werden mit diesen Basteltipps gerne selbst aktiv werden

Den letzten Abschnitt des Buches widmen die Autor*innen den Produkten der Bienen. Unter dem Schlagwort „Die Ernte genießen“ zeigen sie, wie Honig geschleudert und Wachs gewonnen wird. Aber auch für jene Leser*innen, die keine eigenen Bienen besitzen, ist einiges dabei: Ansprechende Fotoanleitungen und Basteltipps laden dazu ein, selbst kreativ mit dem Material der Bienen zu arbeiten. Kerzen basteln, Wachsfiguren herstellen, Erkältungsgetränke mixen oder selbst Kosmetika erzeugen – Hier ist für alle etwas dabei!

Gliederung und Gestaltung

Wer ein klassisches Fachbuch mit Text und ein paar Fotos sucht, wird hier nicht fündig werden. Denn hier wird die Wertschätzung und Faszination für unsere summenden Freunde durch eine wunderbare und außergewöhnliche Gestaltung ausgedrückt: „Das Bienenbuch“ überzeugt neben den spannenden Informationen auch durch sein abwechslungsreiches Layout. Zahlreiche Zeichnungen, Fotos, Infoboxen, Grafiken und Texte führen zu einem ganz besonderen Erlebnis. Daran zeigt sich, dass das Buch nicht als Ratgeber oder Nachschlagewerk konzipiert ist. Vielmehr sollen Interessierte die Möglichkeit bekommen, bei jedem Durchblättern Neues herauszufinden.

Das „Bienenbuch“ überzeugt mit innovativer Gestaltung und tollen Illustrationen

Denn auch die Informationen sind nicht einfach in Textblöcken zu finden, sondern abwechslungsreich in Kästen, Infoboxen und mit Pfeilen direkt bei Abbildungen angeordnet. So müssen Leser*innen nicht von links nach rechts oder von oben nach unten lesen, sondern wählen selbst, welcher Textteil sie gerade interessiert. Gegliedert ist das Buch in die bereits vorgestellten vier Kategorien, wobei die Orientierung innerhalb des Werks gerade durch die abwechslungsreiche Gestaltung teilweise etwas schwerfällt. Bestimmte Informationen wiederzufinden, gestaltet sich ebenfalls als eher schwierig. Dafür liegt der Fokus aber darauf, das Durchblättern jedes Mal wieder zu einer einzigartigen Erfahrung zu machen. Auch Kindern wird es Spaß machen, sich die schönen Bilder anzusehen und kleine Informationen dazu zu lesen.

Fazit

Abschließend kann ich eine eindeutige Empfehlung für „Das Bienenbuch“ aussprechen. Mit seinen spannenden Inhalten und der interessanten Aufbereitung ist es erfrischend anders als viele andere Bücher. Außerdem lädt es dazu ein, selbst aktiv zu werden und das ein oder andere Projekt für den Bienenschutz umzusetzen. Der Abschnitt über Imkerei gibt Anfänger*innen zudem einen guten Einblick in die Aufgaben und Voraussetzungen von Imker*innen. Die Autor*innen richten sich aber eindeutig an alle Interessierten, die in die Welt der Bienen eintauchen möchten. Sie schneiden in ihrem 200 Seiten starken Werk alle relevanten Themen rund um Bienen an und wecken so die Begeisterung für unsere summenden Freunde.